01. Oktober 2021
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Köpfe des Strohbaus

# Die Newsletter-Serie:
Was treibt unsere Branche an und welche persönliche Story steckt hinter jedem einzelnen Akteur? Das hat uns interessiert und wir freuen uns, unsere Fragen an echte Pioniere und Visionäre stellen zu dürfen. In dieser Ausgabe ist Ulrich Steinmeyer, Gründer und Initiator von Ökologisch Bauen und Biber GmbH, LORENZ‚ Interviewpartner.

Was treibt Dich an? Weswegen engagierst Du Dich für Strohbau?
Vor rund 30 Jahren haben wir uns in unserer Landkommune gefragt, wie wir nach Studium/Ausbildung unseren Unterhalt verdienen wollen. Ökologisch und selbstverwaltet sollte es schon sein. Dabei kam dann auf Grund der eigenen Erfahrungen mit der Sanierung des alten Hofes der Biber, ein Naturbaustoffhandel mit Handwerksbereich in Verden heraus, den wir vor 27 Jahren gründeten und der inzwischen ganze ökologische Gebäude vermarktet und baut und 16 Mitarbeiter*innen hat.

Wie bist Du zum Strohbau gekommen?
Das war ein Teil der Weiterentwicklung des Ökozentrums in Verden hin zum „Norddeutschen Zentrum für nachhaltiges Bauen“. Strohbau als besonders ökologische Variante war dabei naheliegend. So waren wir zuerst an einem Forschungsprojekt beteiligt, auf dessen Ergebnissen die derzeitige Zulassung der direktverputzten Strohbauweise beruht. Mit den Ergebnissen konnten wir dann den 5-geschossigen Strohbau in Verden bauen und weitere Projekte wie ein Mehrfamilienhaus.

 

Bild 5: Porträt Ulrich Steinmeyer

Was müsste Deiner Meinung nach an Innovation geschehen, dass das Thema noch breiter vorankommt?
Die wichtigsten Neuerungen, um das Thema in die breite Anwendung zu bekommen liegen bei einer Bauförderung, die die Klimarelevanz der Bauphase angemessen berücksichtigt. Die derzeitige Förderung fördert vor allem die Nutzungsphase bei Gebäuden. Der Effekt, der dabei erreicht wird, ist etwa so groß, wie der Unterschied bei den Baustoffen. Die KfW Förderung ist daher nur halb so gut, wie sie sein könnte. Das gehört dringend geändert.
Andere Felder, die bearbeitet werden müssten, liegen im Bildungsbereich, damit es genug Handwerker gibt, die das auch umsetzen können. Zuletzt wären Innovationen hilfreich, die die Umsetzung der Bauten vereinfachen. LORENZ‚ System ist dabei schon einen guten Schritt voran gegangen. Standardisierte Baukonstruktionen wären schön. Außerdem sollte das Thema Holzeinsatz angegangen werden. Mehr Stroh, weniger Holz in der Konstruktion wäre gut, um damit in größerem Umfang bauen zu können.

Wie siehst Du den Strohbau in 10 Jahren?
Der hat erhebliches Potential, da der Rohstoff in sehr großem Umfang verfügbar ist, ohne in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln oder anderen hochwertigen Nutzungen zu kommen. Wenn die Politik gegen den Klimawandel ernst macht, dann gibt es im Gebäudebereich wenig bessere Lösungsansätze, die so umfangreich angewendet werden können. Wenn das ernsthaft runtergebrochen wird, dann wird der Strohbau sehr weit vorne stehen und eine breite Anwendung finden.

Dein Traum – Strohprojekt wäre…
Ein ganzes Stadtviertel mit Holz- und Strohbauten mit einem sehr geringen ökologischen Fußabdruck, verdichteter Bauweise, regenerativer Energieerzeugung und ökologischer Landschaftsgestaltung. Wir arbeiten in Verden an einem konkreten Vorhaben, damit das in ca. 3 Jahren hier entstehen kann.

Wir danken Dir, Ulrich, für das Teilen Deiner Gedanken!

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