Köpfe des Strohbaus
# Die Newsletter-Serie:
Was treibt unsere Branche an und welche persönliche Story steckt hinter jedem einzelnen Akteur? Das hat uns interessiert und wir freuen uns, unsere Fragen an echte Pioniere und Visionäre stellen zu dürfen. In dieser Ausgabe ist Christoph Harney, Architekt des Projektes „Kassel im Wandel“, unser LORENZ‚ Interviewpartner
Was treibt unsere Branche an und welche persönliche Story steckt hinter jedem einzelnen Akteur? Das hat uns interessiert und wir freuen uns, unsere Fragen an echte Pioniere und Visionäre stellen zu dürfen. In dieser Ausgabe ist Christoph Harney, Architekt des Projektes „Kassel im Wandel“, unser LORENZ‚ Interviewpartner
Du machst Strohbau. Was treibt Dich an?
Strohbau ist sinnvoll und ökologisch. Ich komme aus dem Bereich Fachwerksanierung, bin gelernter Schreiner, daher waren mir Holzbau und Strohdämmung nicht fremd, jedoch habe ich als Architekt viel mit den marktüblichen Materialien gearbeitet.
Dabei haben wir schon im Massivbau Gebäude ohne künstliche Lüftung konzipiert beziehungsweise diese mit Kalkputz versehen. An Strohwänden gefällt mir am meisten, dass diese ohne Dampfbremsen oder Gipskartonplatten – also komplexe, mineralische Bauschichten – auskommen. Die Wand kann einfach direkt verputzt werden und entfaltet ein natürliches Raumklima. Außerdem gefällt mir das Gemeinschaftliche beim Bauprozess selbst – vieles muss anders bedacht und teilweise vor Ort gelöst werden. Das geht nur zusammen und in enger Abstimmung, aber das macht auch viel Freude.
Wie bist Du zum Strohbau gekommen?
Die Initialzündung war für mich das Projekt „Kassel im Wandel e.G.“, bei dem sich die Bauherrenschaft ganz klar für einen Strohbau ausgesprochen hat. Ich habe mich darin schnell eingearbeitet und bin nun überzeugt davon, dass Strohbau fester Bestandteil im „Repertoire“ eines jeden Bauunternehmens oder Architekten sein wird. Es ist einfach ökonomisch und ökologisch eine gute Alternative angesichts der Herausforderungen, die zu erwarten sind.
Was müsste Deiner Meinung nach an Innovation geschehen, damit das Thema noch mehr Verbreitung findet?
Die Verkettung zwischen lokaler Landwirtschaft und Baustelle müsste mehr gegeben sein, damit der Bau wirklich zum lokalen Erzeugnis wird. Zum anderen wären bestimmte, feste Rastermaße eine attraktive Sache, z.B. in punkto Türen und Barrierefreiheit.
Persönlich finde ich, dass das Holzständerwerk noch sichtbarer sein und zur Geltung kommen müsste bei Laibungen.
Wie siehst Du den Strohbau in zehn Jahren?
Strohbau wird sich als fester Bestandteil in der Baulandschaft durchgesetzt haben, leider wie ich denke, nicht aus ökologischer Vernunft, sondern wegen handfester wirtschaftlicher Aspekten: die Materialverfügbarkeit, kommende CO2-Abgaben, die Erfordernis zu Energieeinsparungen werden Stroh unverzichtbar machen.
Dabei wird es dann ganz selbstverständlich sein, dass es Expertisen z.B. zu bestimmten Getreidesorten geben wird oder dass es Experten für Strohdämmung gibt.
Man wird, wie ganz selbstverständlich, mit einer ungeheuren Detailtiefe über Stroh als Baustoff referieren.
Dein Traum-Strohbauprojekt wäre….
Ich nenne es Mega-Loop, weil es ein kreisrundes Gebäude über 1ha Fläche ist. Es wäre ein Wohnungsbauprojekt, dass auf Stelzen steht, um Fundamente zu sparen und weg von der Bodenversiegelung zu kommen. Es fügt sich wie selbstverständlich in die Landschaft ein.
Wir danken Dir, Christoph, für das Teilen Deiner Gedanken!